Wie die Brautkleidsuche zum Selbstwerttest wird – und was du tun kannst, wenn du dich plötzlich unsichtbar fühlst.
Die Suche nach dem eigenen Brautkleid gilt als magischer Moment. So erzählen es uns Filme, Social Media und Hochglanz-Magazine:
Tränen, Umarmungen, „Du bist so wunderschön!“.
Doch was, wenn du dich stattdessen verunsichert, klein oder sogar beschämt fühlst?
So ging es Karin, einer Braut über 40, die ich im Coaching begleitet habe. Sie hatte sich auf die Brautkleidsuche gefreut – mit Neugier, mit Stilgefühl, mit dem Wunsch, etwas zu finden, das zu ihr passt. Was sie stattdessen bekam?
> Kleider, die nicht ihre Sprache sprechen.
> Blicke, die sie kleiner machten.
> Kommentare wie: „Dann brauchen wir aber viel Stoff“ oder „Wir schauen mal, ob da was da ist.“
Die unsichtbare Braut
Viele Frauen erleben genau das, wenn sie als Braut in Erscheinung treten wollen – aber nicht dem gängigen Bild entsprechen:
> Du bist über 40?
> Du hast ein paar Kilos mehr?
> Du heiratest nicht zum ersten Mal?
> Du willst kein weißes Kleid?
Dann wird es in vielen Brautläden plötzlich still. Die Auswahl kleiner. Die Sätze vorsichtiger oder unfreundlicher.
Was bleibt, ist das Gefühl: Ich bin hier nicht gemeint. Doch das ist ein Irrtum!
Nicht du bist das Problem – sondern ein System, das lange nur ein Bild von „der Braut“ erlaubt hat.
Die stille Verletzung
Karin hat sich zurückgezogen. Sie dachte:
> Vielleicht ist das einfach nichts für mich.
> Vielleicht bin ich nicht die Zielgruppe.
> Vielleicht liegt’s an mir.
Das höre ich oft. Und es tut weh. Denn die Wahrheit ist: Niemand sollte sich an seinem Hochzeitstag kleiner machen müssen, um in ein Kleid – oder ein Bild – zu passen!
Was Du tun kannst:
1. Du bist nicht falsch!
Das ist der wichtigste Satz.
Wenn Du dich unsicher fühlst, verletzt oder übergangen: Es liegt nicht an Dir.
Es liegt an einem System, das nicht für alle gemacht ist – aber gerade dabei ist, sich zu verändern.
2. Die RUHE-Methode
Wenn Dich jemand bei der Anprobe kommentiert – wegen Figur, Alter, Stil – hilft: Ruhig atmen!
Umformulieren („Ich sehe das anders.“ oder „Ich suche etwas, das sich nach mir anfühlt.“)
Haltung bewahren und Entscheiden, ob Du bleibst – oder lieber woanders suchst. Denn Du hast das Recht, Dich wohl zu fühlen. Du brauchst keine Szene, keine Konfrontation – aber auch keine Selbstverleugnung.
3. Es gibt ein Kleid für dich. Wirklich!
Nicht Du musst Dich dem Kleid anpassen. Das Kleid darf Dir passen – im übertragenen und im echten Sinn.
Es darf Deine Geschichte erzählen. Es darf Deinen Körper respektieren. Es darf Dich strahlen lassen – ohne Kompromisse bei Deiner Würde.
Fazit: Du darfst alles sein – Braut, Frau, Mensch.
Die Brautkleidsuche kann ein Spiegel sein. Für gesellschaftliche Erwartungen, für Rollenbilder, für Glaubenssätze. Aber Du darfst entscheiden, was Du sehen willst. Und wie Du gesehen werden möchtest.
Dein Kleid darf zu Dir passen. Nicht umgekehrt!
Und wenn du heiratest – lies dieses Buch:
Wer heiratet, muss nicht zu allem JA sagen
von Magdalena Sporkmann & Anne Wolf
Ein ehrlicher, starker Begleiter für eine selbstbestimmte Hochzeit